Hurra - der Sachplan Velo ist da!
Was lange währt wird endlich gut... Im Sommer 2023 wurde mit der Eröffnung der Collègegasse-Durchfahrt für Velos eine erste von 80 Massnahmen ausgeführt. Wir berichten darüber im Velojournal-Beitrag 05/23.
Die Stadt Biel informierte Mitte August 2023 über den verabschiedeten Sachplan Velo - auf der Website der Stadt Biel sind foldgende Unterlagen einsehbar:
PRO VELO Biel/Bienne-Seeland-Jura bernois wird den Sachplan Velo aber nicht einfach ad Acta legen, sondern in den nächsten Jahren kritisch begleiten. Wo nötig, werden wir unsere Stimme erheben und die Öffentlichkeit informieren...
SACHPLAN VELO BIEL – WIRD NUN ALLES GUT?
Mit der Eröffnung der Velodurchfahrt Collègegasse Mitte August 2023 wurde der lange erwartete Velosachplan offiziell lanciert. Neu dürfen Velofahrende die Collègegasse mitbenutzen. Fussgänger_innen haben weiterhin Vortritt, und die Durchfahrt mit Motorfahrrädern oder schnellen E-Bikes bleibt verboten. Leider sind eigene, fürs Velo abgetrennte Wege auch mit dem neuen Sachplan Velo nicht zu erwarten.
Mit der Veloverbindung über die Collègegasse wird eine Massnahme aus dem Sachplan Velo der Stadt Biel umgesetzt. Dieses behördenverbindliche Planungsinstrument auf Basis der Gesamtmobilitätsstrategie 2035 definiert über 80 Massnahmen für die Weiterentwicklung eines Velonetzes. Laut Stadt sollte dieses Netz angenehm, durchgehend und sicher sein. Zudem soll es aus schnellen Direktrouten und attraktiven Komfortrouten abseits der Hauptverkehrsachsen bestehen.
INTERVENTION AN HÖCHSTER STELLE NÖTIG
Der behäbige Kanton Bern hätte es fast fertiggebracht, die formelle Prüfung des Sachplan Velo – notabene seit 2020 finalisiert – nochmals für sechs bis zwölf Monate zu verschieben. Nur dank der präsidialen Intervention von Stapi Erich Fehr beim Regierungsrat konnte der Sachplan Velo noch vor der Sommerpause offiziell verabschiedet werden. Es hat gedauert, ist nun aber verbindlich, und deshalb gratuliert Pro Velo den Behörden zum ersten Etappensieg.
DIREKT- UND KOMFORTROUTEN
Die Veloroutennetze sollten sowohl die Bedürfnisse des funktionalen und schnellen Alltagsverkehrs, als auch diejenigen des Freizeit- und Ausflugverkehrs erfüllen. Sie stellen die Erschliessung aller Zentren, des öffentlichen Verkehrs und der Wohnquartiere sowie der wichtigsten öffentlichen Einrichtungen sicher. Eine Analyse von 2018 bis 2020 zeigte auf, dass von den 98 Kilometern des Velonetzes zwei Drittel befriedigende Radverkehrsanlagen oder eine eigene Streckenführung aufweisen. Die Vorherrschaft des motorisierten Individualverkehrs, die physischen Unterbrüche zwischen Quartieren und fehlende Velostrecken schmälern allerdings die Attraktivität des Velofahrens auf den restlichen Abschnitten. Gefährliche Kreuzungen und unfallträchtige Kreisel sowie Netzlücken sollten in den nächsten zehn (oder zwanzig) Jahren beseitigt werden. Gemäss dem Sachplan Velo reicht eine Optimierung der bisherigen Veloverbindungen nicht aus, um einen signifikant höheren Anteil der Bevölkerung aufs Velo zu bringen. Die Collègegasse darf nun in beide Richtungen mit dem Velo befahren werden.
Der Quantensprung, der von den Behörden angestrebt wird, erfordert ernsthafte Anstrengungen. Insbesondere die SBB Bahnübergänge und die Schüss sind Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Stadtweites Tempo 30, genügend sichere Abstellplätze oder getrennte Velowege auf den Hauptachsen und entlang der Flüsse (siehe Westastdialog) sind weitere notwendige Massnahmen, die Fehrs Nachfolge anzupacken hat. Die zentrale Frage lautet: Wie kann der begrenzte Stadtraum von der Parkplatzdiktatur befreit werden, damit Innenstädte für die Mehrheit der Menschen und nicht einer (lauten) Minderheit von Blechkolossen zur Verfügung stehen?
DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
Auch die Verbindung von der Altstadt in die Linde ist nicht fertiggestellt – das fehlende Teilstück auf der Gartenstrasse beschäftigt die Stadt seit über 25 Jahren. Die Gartenstrasse ist eigentlich eine gute Veloverbindung, auch wenn sie in ihrer Gestaltung ebenfalls nicht allein auf das Velo ausgerichtet ist. Störend ist, dass auf dem Abschnitt zwischen Madretschstrasse und Madretsch-Schüss seit Jahren eine Netzlücke besteht, weil private Grundeigentümer_ innen sich gegen geplanten Veloweg wehren. Leider wurde es in der Ära von Baudirektor Klopfenstein verpasst, diesen Abschnitt als Veloweg rechtlich zu sichern. Seit Jahren wird uns versprochen, dass eine Einigung gefunden werde (siehe VJ 2019|3) – wir warten weiterhin darauf.