Glenda Gonzalez-Bassi + Natasha Pittet im Interview: Wer treibt Biels Veloförderung voran?
Pro Velo Biel/Bienne-Seeland-Jura bernois (PVBI) hat die beiden Kandidatinnen für das Stadtpräsidium (mit der Präsidialdirektion Stadtplanung) befragt, wie sie zu Velofragen stehen. Nachfolgend ihre Antworten. Was denkt Ihr? Welcher der beiden Kandidatinnen - Glenda Gonzalez-Bassi oder Natasha Pittet - traut ihr es eher zu, in Biel eine Velooffensive zu starten und lange überfällige Massnahmen umzusetzen - und nicht nur auf Papier anzuplanen? Macht mit in unserer Umfrage: https://forms.gle/U2oGKdpYbAnf6UDD7
Fahren Sie in der Stadt Biel Velo?
Glenda-Gonzalez Bassi (GGB): Ja, jeden Tag, seit der Kindheit
Natasha Pittet (NP): Ich bin in den Waadtländer Alpen aufgewachsen und war nur in der Freizeit mit dem Fahrrad gefahren, auf den kleinen Wegen in der Rhoneebene oder in den Ferien mit meinen Eltern und Schwestern in den Niederlanden. Das Radfahren in der Stadt macht mich nervös, zumal ich keinen Führerschein besitze und daher nie im Verkehr bin. Ich habe also ein Fahrrad, ein Recyclette, benutze es aber vorrangig im Sommer, um zum Baden an den See zu fahren, nach Vignelz oder etwas weiter weg. In der Stadt bin ich fast immer zu Fuss unterwegs, aber auch mit dem Bus, wenn ich zu spät komme oder mein Einkaufswagen voll ist.
Welches sind Ihre „Lieblingsstrecken“ und wo denken Sie jedes Mal, dass die Stadt unbedingt eine Verbesserung in die Wege leiten müsste?
GGB: Ich fahre gerne auf der Achse Bözingen-Esplanade entlang der Schüss, die Durchquerung des Lindenwaldes nach Mett ist ebenfalls ein Abschnitt, der mir gefällt, oder der Weg am Waldrand, parallel zu am Wald in Mett. Ansonsten fahre ich gerne in der Stadt und durch die Quartiere, um die Hauptverkehrsachsen und stark befahrenen Strassen zu meiden.
NP: Ich fühle mich dort wohl, wo es keine Autos oder Lastwagen gibt, also mag ich z. B. die Strecke Île-de-la-Suze und dann hinter Omega. Die Route de Neuchâtel ist hingegen gefährlich (und ich bin manchmal versucht, auf dem Bürgersteig zu fahren, auch wenn das illegal ist). Ich bin typischerweise eine Radfahrerin für Komfortstrecken.
Bern wird zur Velohauptstadt, Burgdorf wurde in den letzten Jahren stets als velofreundlichste Stadt bewertet. In Biel werden Strategien und Konzepte entwickelt und Partizipationen durchgeführt. Auf der Strasse sieht man aber leider erst wenige Resultate. Welchen Stellenwert hat der Sachplan Velo für Sie und was unternehmen Sie konkret, damit die darin aufgeführten Massnahmen termingerecht umgesetzt werden?
GGB: Der Sachplan ist die Grundlage für die Ausarbeitung des Fahrradnetzes, er ist von entscheidender Bedeutung. Ich habe ihn während meiner Zeit im Stadtrat unterstützt und unterstütze auch weiterhin die Entwicklung konkreter Massnahmen zur Entwicklung eines sicheren und dichten Radwegenetzes.
NP: Der Sachplan Velo gibt die Regeln für die Entwicklung der Stadt in Bezug auf die Radverkehrsanlagen vor. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass er eingehalten wird. Das Problem ist der Zeitplan und die Priorisierung der Ausgaben: Die Stadt muss die personellen Ressourcen haben, um die Projekte zu entwickeln, und die Finanzen, die damit einhergehen. Im Moment wenden wir den Plan an, wenn wir Projekte in den entsprechenden Perimetern haben, um Synergien zu nutzen. Denn die Gesamtkosten für die Umsetzung belaufen sich auf Hunderttausende von Franken. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen werden, auch wenn es tatsächlich zu langsam geht. Biel ist aufgrund seiner Topografie und seiner Grösse tatsächlich eine ideale Stadt für das Fahrrad.
Wie stellen Sie sich zu folgenden Aussagen?
In Biel sollte flächendeckend Tempo 30 eingeführt werden.
GGB: Ich bin dafür. Ich finde auch, dass einige West-Ost-Achsen bei (50km/h) bleiben sollten, aber vorrangig für den motorisierten Verkehr bestimmt sein sollten oder separate Radwege haben sollten (nicht aufgemalt).
NP: Ich stimme zu 100 % zu, dass in allen Stadtvierteln Tempo-30-Zonen eingeführt werden sollten, um die Sicherheit und die Lebensqualität der Bevölkerung zu erhöhen. Auf den Hauptverkehrsachsen können jedoch höhere Geschwindigkeiten gelten, ausser an Orten, die besondere Gefahren bergen, die von Fall zu Fall zu bestimmen sind.
Die Sicherheit der Velofahrenden in Biel ist ausreichend gewährleistet.
GGB: Man kann es besser machen, und das hängt natürlich von der jeweiligen Stelle ab. Ich verstehe, dass sich ältere Menschen, Familien mit kleinen Kindern oder Personen, die nicht täglich fahren, nicht sicher fühlen. Es gibt sehr gefährliche Orte: Place de la Croix, Unterführung Route de Mâche/Madretsch, die vielen Kreisverkehre und die Koexistenz von parkierten Autos, motorisiertem Verkehr in einer Richtung und der Möglichkeit, in zu engen Strassen in beide Richtungen Velo zu fahren (z.B. Quai du Bas, man müsste die Parkplätze entfernen), Parkplätze in Spitzkehren (Murtenstrasse),....
NP: Nein, die Sicherheit von Radfahrern ist noch nicht überall gewährleistet. Das ist auch ein Grund, warum ich mich beim Radfahren nicht wohlfühle.
Velostrassen sind ein kostengünstiges Mittel zur Veloförderung und sollen zukünftig auch in Biel eingesetzt werden.
GGB: Ja, absolut mit der Zunahme von Radfahrern, Klimafragen und der Topographie der Stadt macht das Sinn.
NP: Diese Idee, den Radverkehr über Quartierstrassen umzuleiten, ist interessant, vorausgesetzt, dass auch die Sicherheit der Fussgänger und die Lebensqualität im Quartier gewährleistet ist: Kinder müssen beispielsweise weiterhin spielen können.
Die Entflechtung des Verkehrs (MIV, Velo, zu Fuss gehende) ist anzustreben.
GGB: Das hängt von der Situation und dem zur Verfügung stehenden Platz ab. Im Allgemeinen befürworte ich dies mit echten Trennungen.
NP: Es ist wünschenswert, dass jeder Verkehrsträger sicher genutzt werden kann, was meist bedeutet, dass die Verkehrsträger getrennt werden müssen. Dies ist jedoch nicht immer möglich, insbesondere aus Platzgründen.
In Biel wird der Strassenraum für den MIV geplant. Das Velo folgt im besten Fall an zweiter Stelle.
GGB: Ja, wie in den meisten Städten jedoch bin ich optimistisch, dass in den nächsten Jahren Anpassungen vorgenommen werden. Als Alltagsradfahrer bin ich dafür sehr empfänglich.
NP: Dies war in der Vergangenheit tatsächlich der Fall. Heute hingegen ist dies nicht mehr der Fall: Die Île-de-la-Suze wurde für Fahrräder und Fusgänger gestaltet, der Quai du Bas zielte auf dieselben beiden Verkehrsarten ab. Es hat also ein Wandel in der Gestaltung der Bewegungsräume stattgefunden, mit einer stärkeren (oder vollständigen) Trennung der Verkehrsmittel.
Die Erreichbarkeit der Schulen mit dem Velo muss verbessert werden. Veloförderung beginnt in der Schule.
GGB: Die Situation in der Umgebung von Schulen ist nicht optimal. Die Förderung des Radfahrens und Gehens beginnt vor der Schule, aber die Schule ist ein gutes Bindeglied und spielt eine wichtige und aktive Rolle in dieser Hinsicht. Der sichere Schulweg sollte immer sicher sein, sowohl zu Fuss als auch mit dem Fahrrad. Elterntaxis stellen im Umkreis von Schulen oft die grösste Gefahr dar, vor allem dort, wo es keine Bürgersteige gibt.
NP: Die Schulen müssen mit dem Fahrrad erreichbar sein, ja. Kinder müssen aber auch aktiv zum Velofahren ermutigt werden: die Eltern, indem sie mit ihren Kindern dieses Verkehrsmittel benutzen, oder die Schulen, indem sie Kurse der Kantonspolizei oder Veloausflüge anbieten. Ich möchte in Biel einen permanenten Verkehrsgarten einrichten, der auch ausserhalb des offiziellen Unterrichts für Kinder zugänglich ist. So könnten Familien dorthin gehen und das Radfahren üben, bevor sie auf die Strasse gehen. Die Stadt unterstützt auch finanziell Radfahrkurse, die Migranten angeboten werden, die aus Ländern kommen, in denen das Radfahren unüblich ist.
Und - welche Antworten überzeugen Euch mehr? Hier abstimmen: https://forms.gle/U2oGKdpYbAnf6UDD7